Flug­zeug­crash-Si­mu­la­ti­on - Flug­ha­fen üb­te Ka­ta­s­tro­phe

Auf dem Frankfurter Flughafen hat am Samstag eine große Notfallübung stattgefunden, die Ergebnisse des F+E Forschungsprojektes SOGRO (Sofortrettung bei Großunfall) des BMBF nutzt. Das Szenario: zwei Flugzeuge prallen auf der Landebahn des Frankfurter Airports zusammen. Es waren fast 600 Personen beteiligt, zum Teil schwerverletzt. Das ist die größte Katastrophenübung in Echtzeit, die bisher in Europa stattfand.

Im Rahmen der Übung wurde ein neues System erprobt, mit dem Verletzte besser und schneller versorgt werden sollen. Statt des üblichen Verfahrens mit manuell zu beschriftenden Karten kommen Armbänder mit Funketiketten (RFID-Tags) zum Einsatz, die mittels robusten ("rugged") PDA's beschrieben und gelesen werden können. Bei der Erstaufnahme eines Verletzten wird über GPS auch eine Verortung durchgeführt. So können nachfolgende Retter durch das System automatisch zum Verletzten geführt werden.

C-LAB erstellt in diesem Projekt die IT-Architektur und Lösungen zur Triagierung (Sichtung und Einteilung der Verletzten in Dringlichkeitskategorien) sowie zur Leitstellenanbindung. 

Die Organisatoren der Übung sowie die Gäste zeigten sich mit den Ergebnissen "sehr zufrieden":

Helge Braun, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, war hochzufrieden mit den Ergebnissen: "Nach zwölf Minuten hatten wir die erste Verletzten-Registrierung im SOGRO-System, nach 30 Minuten ein klares Lagebild." Beim ICE-Unglück in Eschede oder bei der Loveparade gab es noch nach Stunden keine eindeutige Lageübersicht.

SOGRO-Projektleiter Leo Latasch berichtete: "Nach 30 Minuten hatten wir schon 193 erfasste Unfallopfer. Bei dem bislang üblichen System braucht man für 50 Patienten etwa 60 Minuten."

Der Leiter Branddirektion der Stadt Frankfurt, Prof. Dipl.-Ing. Reinhard Ries, sprach von einer "insgesamt gelungenen Sache". Die Schadensstelle konnte bis 12 Uhr evakuiert und die Verletzten in den Versorgungszelten untergebracht werden.

Auch die ausländischen Beobachter zeigten sich begeistert. So bemerkte Eran-Tal Or vom israelischen Rambam Medical Center: "Mich hat beeindruckt, wie schnell die Patienten mit einem PDA nach dem Grad ihrer Verletzung kategorisiert werden können". Eran-Tal Or zeigte aufgrund der hohen Gefährdungslage in Israel starkes Interesse. "Das System verspricht einen riesigen Fortschritt für alle, die mitgemacht haben. Ich könnte mir vorstellen, dass wir PDAs in ein oder zwei Jahren weltweit nutzen", sagte der Israeli.

"Für die Verletzten sind auch wenige Minuten Zeitgewinn überaus kostbar, wenn sie beispielsweise mit einem offenen Bein herumliegen", bemerkte ein Sprecher während der Übung. "Die Überlebenschance der Verletzten hängt von der ersten Stunde ab - hier muss die bestmögliche Versorgung erfolgen"; sagte Helge Braun vom Bundesforschungsministerium.

Die Aufnahme der Verletztendaten mit den PDAs hilft Rettern, die Informationen richtig zu strukturieren und vollständig zu erfassen. Durch die gleichzeitige Übertragung der Daten mittels Satellitenfunk, UMTS oder WLAN an die Leitstelle hatte diese zu jedem Zeitpunkt ein aktuelles Lagebild.

Kontakt

Matthias Niemeyer
Tel: +49 (5251) 60 6112
Email: <link window for sending>matthias.niemeyer[at]siemens.com