"Der Kreis Soest sucht Tester für Nutzerstudie" - diesem Aufruf folgten 18 blinde und sehbehinderte Menschen, Menschen im Rollstuhl und Menschen über 60. Sie nahmen jetzt an einem Workshop im Rahmen des EU-Projektes HaptiMap im Soester Kreishaus teil, den Jörn Peters, Vermessungsingenieur im Katasteramt, leitete. Höhepunkt der Veranstaltung waren Arbeitsgruppen, in denen Überlegungen zum Design der wünschenswerten technischen Hilfsmittel angestellt wurden.
Kirsten Rassmus-Gröhn von der koordinierenden Universität Lund in Schweden und Ginger Claassen, Siemens AG (C-LAB), stellten die HaptiMap-Inhalte vor. Ziel ist die barrierefreie Gestaltung von digitalem Kartenmaterial und ortsbezogenen Servicediensten, damit körperlich beeinträchtigte Personengruppen sich mit angepassten Navigationshilfen im Alltag besser bewegen können. Im Workshop wurden die Nutzeranforderungen an die Hilfsdienste und Geräte erarbeitet. Durch enge Zusammenarbeit mit Standardisierungsorganisationen wie DIN und ISO wollen die Projektteilnehmer die Anerkennung der entwickelten Standards und Erweiterungen bestehender Standards forcieren. Die gewonnen Ergebnisse sollen in wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht, von Industriepartnern aber auch zur Marktreife geführt werden.
In einer praktischen Einheit erprobten Teilnehmer unterschiedliche, bereits vorhandene Navigationshilfen und -techniken in den Straßen von Soest. Im Designworkshop berichteten Teilnehmer der kleinen Arbeitsgruppen von leidvollen Erfahrungen mit bisher zugänglichen Techniken. So sind viele Navigationsgeräte zwar oft mit einem gut sichtbaren, kontrastreichen Display ausgestattet. Das hilft sehbehinderten Menschen, ein Blinder ist damit leider schnell am Ende seiner Reise. Andererseits sind sprachlich gesteuerte Systeme teilweise nur schwer zu bedienen oder schlicht weg nicht finanzierbar. Die Geräte sollten auch so konzipiert sein, dass sie problemlos draußen verwendet werden können und zum Beispiel auch vom Rollstuhlfahrer während der Fahrt bedient werden können, lauteten Forderungen. Unterschiedlichste Materialien wurden verwendet, um die gewünschten Eigenschaften solch zukünftiger technischer Hilfsmittel deutlich zu machen.
Kreisdirektor Dirk Lönnecke stellte bei seiner Begrüßung die hohe Bedeutung des internationalen Projektes für betroffene Mitmenschen heraus. Das Projekt könne einen großen Schritt in Richtung Barrierefreiheit für jedermann bedeuten. "Es ist beachtenswert, dass wir im Kreis Soest auf internationalem Parkett bewegen und gleichzeitig mit Madrid, Paris, Lund und dem finnischen Nationalpark Nuuksio Nutzerstudien und Tests durchführen, deren Ergebnisse nachhaltig auf europäischer Ebene Beachtung finden und in weiterführende Programme und Studien einfließen", so der Kreisdirektor.
Weitere Informationen zu HaptiMap im Netz unter <link http: www.haptimap.org>www.haptimap.org.